Schuljahr 2012/2013 – Vorbereitung und Einstimmung der Schulkinder

Nach einer sehr langen und heißen Sommerpause,  3 Monate Sommerferien, startet am 17. September 2012 das neue Schuljahr in Rumänien. Dann heißt es wieder für viele Kinder, sich an einen geregelten Tagesablauf zu gewöhnen. Für die Einen ist das schon bekannt, da sie schon Schüler sind, aber für die Vorschulkinder und die Erstklässler ist das Neuland.

All diese Kinder haben große Erwartungen an das neue Schuljahr, viele offene Fragen stehen im Raum, wer wird wohl mein Lehrer sein, mit wem werde ich in der Schulbank sitzen? Werde ich die notwendigen Schulrequisiten haben, was ziehe ich in die Schule an, werde ich einen Schulranzen haben, und, und ….

Die Fundaţia Tabaluga/Peter Maffay Stiftung hat gemeinsam mit Lehrkräften aus der Schule der Gemeinde Bodendorf und der Kindererzieherin aus Radeln (die sich bereiterklärt hatten diese Aktion mit zu unterstützen), eine schulische Aktivität am Pfarrhof organisiert und hat hierzu die Dorfkinder zu einem Austausch bzw. zu einem kleinen Schultest eingeladen.

Tag 1: Die Schulkinder auf das neue Schuljahr einstimmen
Voller Vorfreude und euphorisch trafen die geladenen Kinder überpünktlich (15 Min. zu früh) auf dem Pfarrhof ein, sie wussten ja nicht was in den nächsten Stunden auf sie zukam. Überrascht wurden sie, das nicht der gewohnte Lehrer sie erwartete, sondern  Lehrer aus der Schule Bodendorf. Bei einer kurzen spielerischen Vorstellung wurde das Eis gebrochen und die Kinder bombardierten regelrecht die Lehrer mit ihren Fragen, worauf sie auch ihre Antworten erhielten. Nach diesem intensiven Frage Antwort Spiel, konnte ich mir zum wiederholten Male ein Bild über die Gemüter dieser Kinder bilden. Es stellte sich heraus, dass viele dieser Kinder sehr wissbegierig und intelligent sind, sehr viele Fragen bewegen diese Kinder, aber leider ist oft niemand in ihren Familien oder näheren Umgebung,  der ihnen zuhört, mit ihnen über ihre Bedürfnisse redet und unterstützt. Fast alle Kinder sind Tag ein Tag aus, sich selbst überlassen.

Nach dem ersten beschnuppern wurden die Kinder in 4 Gruppen aufgeteilt um diverse schulische Aktionen durchzuführen. Es wurden Diktate geschrieben, Rechenaufgaben gelöst, gegenseitig Gedichte vorgelesen, zeichnen/malen zum Thema Herbst, gemeinsam Sport gemacht und ein Meditationsfilm (15 Min) angeschaut. Ein dicht gepacktes Programm. Bei den lesen/schreiben/rechnen Aktivitäten mussten wir leider feststellen, dass manche Kinder der 2. oder 3. Klasse dabei waren, die nicht richtig schreiben, lesen und rechnen konnten. Geschweige das 1×1 beherrschten!

Ebenso konnten manche Kinder aus der 1. Klasse weder das Alphabet und die Zahlen aufzählen oder schreiben. Wir und die anwesenden Lehrer aus Bodendorf waren über diesen Wissenszustand mancher Kinder sprachlos und fassungslos! Man stellte sich gemeinsam die Frage: waren die Sommerferien wohl zu lang und man hat vieles vergessen. Wie soll so ein Kind ohne dieses elementare Wissen den weiteren Schulabschnitt fortführen? Dieser Zustand sollte dringend auch mit Hilfestellung der örtlichen Lehrer und der Gemeinde verbessert werden.

Die Kinder benötigen unbedingt eine Hilfestellung bei den Hausaufgaben und all den anderen schulischen Aktivitäten, um ihnen eine bessere Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Damit sie nicht dem Beispiel ihrer Eltern und Großeltern folgen müssen, Analphabet und Sozialhilfeempfänger zu werden.

Zwischen den Aktivitäten gab es Erfrischungsgetränke, Kekse und Äpfel und ein gemeinsames warmes Mittagessen, wo mit sehr viel Appetit gegessen wurde. Hier mussten wir auch feststellen, dass viele der Kinder nicht gewohnt sind, eine gesunde Kost zu sich zu nehmen, die mit frischem Gemüse zubereitet worden ist. Viele Radelner Kinder werden fast nur mit Brot ernährt, ohne Vitamine, daher sind viele sehr oft krank und haben Mangelerscheinungen und Anämien (Calcium-, Magnesium- und Eisenmangel).

Am Ende dieser Aktion wurde jedes Kind mit einem Geschenk (Schulhefte, Bleistifte, Buntstifte, Spitzer, Radiergummi, Kuli, was zum Naschen,..) belohnt, weil es an dieser Aktivität teilgenommen hatte, aber auch als eine kleine Motivation um weiterhin die Schule zu frequentieren.

Beim Abschied teilten mir die Kinder mit, dass ihnen diese Aktion sehr gut gefallen hat und dankten herzlich dafür, dass die Fundaţia Tabaluga/Peter Maffay Stiftung sich so um sie kümmert. Ebenso würden sie sich sehr freuen, wenn öfters solche schulischen Aktivitäten in der Fundaţia Tabaluga stattfinden würden. Sie versprachen auch, die Schule nicht zu vernachlässigen und mehr zu lernen. Ein sehr guter Vorsatz, mal Schauen was daraus wird.

Tag 2: Vorbereitung auf den 1. Schultag der Vorschulkinder und Erstklässler
Hier herrschte eine enorme Vorfreude und voller Neugier waren die geladenen 10 Kinder  sogar eine halbe Stunde vor dem angesetzten Termin anwesend. Diese Aktivität sollte nun die letzte gemeinsame Aktion mit ihrer Kindererzieherin sein, da sie ja nun den schulischen Weg einschlagen werden. Alle beteiligten Kinder waren sehr überrascht  und erfreut als sie am Pfarrhof auch durch ihre langjährige und geliebte  Erzieherin begrüßt wurden.

Gemeinsam hat man all die gelernten Lieder nochmals gesungen, getanzt und Gedichte aufgesagt. Erstaunlich war das Wissen der Kinder,  dass so viele die gelernten Lieder und Gedichte noch auswendig gekonnt, manche konnten sogar das Alphabet in der richtigen Reihenfolge aufsagen oder sogar kleine Kopfrechnungen lösen. Die Kinder haben sich in der Kindergartenzeit sehr wohl gefühlt und ihr Interesse am Lernen wurde geweckt und sie blicken euphorisch auf ihre schulische Zukunft. Tolle Leistung von der jungen Erzieherin, die mit insgesamt 23 Kinder im Simultan System, so engagiert und effizient gearbeitet hat.

Es wurde gemeinsam auch an einer thematischen Collage gearbeitet „Die Herbstfee“. Dazu wurde auf Tonpapier verschiedene Blattmotive, Obst, Gemüse und die Herbstfee gezeichnet, danach ausgeschnitten und anschließend auf einen großen Karton aufgeklebt. Die Kinder hatten richtig viel Spaß und ein tolles Bild ist dabei entstanden.

Zur Stärkung gab es auch an diesem Tag Apfel, Kekse und Erfrischungsgetränke sowie ein gemeinsames warmes Mittagsessen. Auch hier wurde mit sehr viel Appetit gegessen. Lustig dabei war eine Situation, wo einige Kinder sogar versucht haben das frische Gemüse in der Suppe zu  identifizieren.

Zum Abschluss dieser Aktivität gab es für jedes Kind einen gepackten Schulranzen mit den notwendigen Requisiten (bestücktes Federmäppchen, Schulhefte, Zeichenblock, Wasserfarben, Buntstifte, was zum Naschen,..) . Das war natürlich ein Highlight, alle waren sprachlos vor Freude. Ein Junge flüsterte uns schüchtern zu: ich habe mir schon immer einen Schulranzen mit Delphinen und Walen gewünscht (denn ich möchte auch mal so intelligent sein wie sie) und nun geht mein Wunsch in Erfüllung, sogar mit dem dazugehörigen Federmäppchen!  Danke, Danke für diese Freude!

Nach dieser Überraschung, wollte jedes Kind schnell Nachhause gehen, um den Eltern, Geschwistern und Großeltern das Geschenk zu zeigen. Voller Stolz packte jedes Kind seinen Schulranzen auf den Rücken mit der Gewissheit, dass sie für den Schulanfang gewappnet sind. Die Kinder haben sich sehr rührend und herzlich verabschiedet, jeder einzelne umarmte die geliebte Erzieherin und dankte ihr für alles.

Lauthals und glücklich dankte man der Fundaţia Tabaluga für die vielen Geschenke und die schönen Aktivitäten die gemeinsam in der Kindergartenzeit durchgeführt  wurden. Gleichzeitig kam der Wunsch auf auch zukünftig gemeinsame  Aktivitäten durchzuführen. Ebenso wurde der Fundaţia Tabaluga ein Versprechen abgegeben, dass sie alle miteinander fleißig in die Schule gehen wollen, um viel zu lernen.

Im Namen der Fundaţia Tabaluga wünschen wir all den Kindern, die an den Aktivitäten teilgenommen haben, viel Gesundheit, Erfolg & Glück und starkes Durchhaltevermögen für das neue Schuljahr!

Fazit: Auch wenn viele dieser Kinder, aus einem sehr schwachen sozialen Umfeld stammen, sollten auch sie ein Recht auf eine gute schulische Bildung haben. Es gibt hier in Radeln noch sehr viel Nachholbedarf, um diese Kinder auf den richtigen Weg zu bringen. Damit sie eine Zukunftsperspektive haben, um ihr Leben zu einem späteren Zeitpunkt selber in die Hand nehmen können. Hier wird tatkräftige und materielle Unterstützung von allen Richtungen aus gebraucht! Es wäre schön wenn wir gemeinsam in dieser Thematik ein Schritt vorankommen könnten.